Saisonstart 2022: Von Malta über Sizilien und Kalabrien nach Apulien

Wir sind voller Erwartung auf Griechenland, wo wir die nächsten Jahre segeln wollen. Unser ganzjähriges Seglerleben hat im Mai 2019 begonnen. Zuerst ich alleine mit regelmäßigem Besuch von Cristina, dann ab Juni 2021 mit Cristina. Davor bin ich mehr als 30 Jahre auf eigenem Boot in Kroatien und Montenegro und mit Charterboot in der Türkei unterwegs gewesen. Wir sind in Spanien gestartet und über die Balearen, Sardinien/Korsika, Sizilien, Malta nun am Weg nach Griechenland.

Malta:

Den Winter haben wir weitgehend in der Marina Roland mit Blick auf Valletta verbracht. Teuer aber ohne Einschränkung die beste Marina, in der ich überwintert habe. Die Marina selbst ist nicht aufregend. 4 Stege und ein Schwimmcontainer mit Rezeption, einer Dusche und einem WC. Da wir alles an Bord haben waren wir weder auf Dusche noch WC angewiesen. Phantastisch war die Gastfreundschaft, der technische Service und die Nähe zu Valletta.

Über unsere Winterzeit und Reisen in Malta habe ich auch einen eigenen Blog geschrieben.

Aber nun ist es wieder Zeit auf Reisen zu gehen.

30. März

Mit an Bord ist neben Cristina auch Othmar aus Baden bei Wien, der unsere Reise bis Apulien begleiten wird. Der erste Schlag führt uns direkt von Malta nach Marzamemi in Sizilien, das wir schon vom letzten Jahr kennen. 

Es geht flott voran. Mit Wind von achtern setzen wir den Code 0, der die Morgana idealerweise bis Sizilien ziehen soll. Aber wie so oft ist der Wind zu stark, zu schwach oder weht entgegen. Von den 60 Meilen segeln wir nur ein Drittel, dann haben wir zuerst keinen Wind und dann Wind und Welle gegen an und fahren schließlich mit Motor. Nach 11,5 Stunden erreichen wir Marzamemi und gehen in die Marina.

Marzamemi (Googlemaps) ist ein pittoresker, stimmungsvoller Ort, der aber jetzt in der Vorsaison noch ohne Leben ist. Wir verzichten daher auch auf einen Landgang. Die folgenden Bilder stammen noch vom letzten Sommer.





31. März

Unser heutiges Ziel ist Syrakus, wo wir zwei Nächte bleiben und die Stadt besichtigen wollen.

Wir finden Platz in der Marina, direkt vor der auf der Insel Ortyga liegenden Altstadt, die über eine Brücke mit der Neustadt verbunden ist. Gleich hier stoßt man auf den im 6. Jhdt, v. C. erbauten Apollontempel, dem herrschaftliche Palazzi folgen. Das Zentrum der Stadt ist die Piazza Duomo.

Als griechische Siedlung wurde die Stadt gegründet, ist über Jahrhunderte durch verschiedene Hände gegangen und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Ihr berühmtester Sohn ist Archimedes.

2005 nahm die UNESCO Syrakus zusammen mit der Nekropole von Pantalica unter der Bezeichnung Syrakus und die Felsnekropolis von Pantalica in das Weltkulturerbe auf.






2. April

Wir sind am Weg nach Catania, als das Großfall (Leine, die das Großsegel oben hält) plötzlich reißt. Also alle Segel runter und mit Motor weiter. Wir beschließen in der Marina Augusta zu übernachten und gleich einen Rigger zu organisieren, der ein neues Fall einzieht. Die Leute in der noch halbfertigen Marina sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Sofort haben wir Kontakt mit einem Rigger, der uns in Catania das Fall einziehen kann. D.h. wir verlieren keine Zeit auf unserer Reise.

3. April

Mittags erreichen wir Catania und gehen in die NIC Marina, direkt vor der Altstadt aber mitten im eher unattraktiven Hafen. Es ist Sonntag und der Rigger soll nächsten Morgen kommen.

Schon seit seit Beginn sprechen wir immer wieder darüber, ob wir uns tatsächlich in langen Schlägen gemeinsam bis 7. April nach Apulien durchschlagen sollen und nun beschließen wir es gemütlicher anzugehen und einige Tage in Catania zu verbringen, von wo aus Othmar schließlich abreisen wird.

Und es war eine gute Entscheidung. Catania gefällt uns so gut, dass wir mit Ausnahme eines Ausfluges mit dem Mietauto nach Taormina unsere ganze Zeit in der Stadt verbringen.

Dazwischen befestigt Othmar die neue Badeplattform besser, die sich da und dort durch den Wellenschlag schon etwas gelöst hat.

Othmar hat sich überhaupt mittlerweile zu einem unserer liebsten Gäste entwickelt. Wir verbringen gemütliche Abende mit Diskussionen über Gott und die Welt und erfreuen einander jeden Tag aufs Neue. Wir alle habe sehr viel Gemeinsamkeiten, sodass wir schon wagen von einer Seelenverwandtschaft zu sprechen.

Gemeinsam erkunden wir die Stadt und fühlen uns pudelwohl. Mehrmals nehmen wir das Mittagessen am Fischmarkt, der mitten im Zentrum liegt und eine besondere Atmosphäre hat. Erinnert mich auch stark an die lauten und lebhaften Märkte in Palermo. Ähnlich wie Palermo hat die Stadt auch seine maroden Ecken, aber das gehört irgendwie auch dazu.










Taormina:

Wir waren im Sommer bereits hier und Othmar auch bereits mehrmals. Trotzdem nehmen wir ein Mietauto und wollen die herzige Stadt nochmals sehen.




8. und 9. April

Abschied von Othmar, der uns mittlerweile zu Freund geworden ist. Er will im Juni nochmals kommen und dann im September gemeinsam mit seiner Frau.

Wir beschließen von Catania aus gleich an die kalabrische Südküste zu segeln und in Buchten zu übernachten. Endlich werden wieder die Segel gehisst.

Die Südküste kann unangenehm werden, wie wir später noch feststellen werden. Es gibt kaum nach Süden geschützte Buchten, aber der momentan vorherrschende NW-Wind ist dafür ideal und wir finden nette und einsame Ankerplätze. Weit und breit ist kein anderer Segler zu sehen.





10. April

Das soll unser härtester Törn werden.

Bei guten Wetteraussichten starten wir, um den Golfo di Squillace zu überqueren. Es war am ersten Drittel kaum Wind vorhergesagt. Erst danach sollte er stärker werden, sodass ich vorweg das 1. Reff eingezogen habe. Überraschenderweise haben wir bereits zu Beginn guten Segelwind und machen mit dem Code 0 viel Strecke. Als der Wind stärker wird holen wir das Leichtwindsegel ein und rollen die Fock aus. Gerade rechtzeitig, den mittlerweile müssen wir immer mehr gegen an und der Wind wird immer stärker. Ich reffe auch noch die Fock. Wir erreichen bis zu 10 kn Spitzengeschwindigkeit.



Der aufgerollte Code 0 wird durch den immer stärker werdenden Wind sukzessive ausgezupft. Wir kennen das bereits und brechen die Überfahrt ab. Wenn es in einer vorausgesagt windstillen Zone bereits so bläst, was kommt dann noch auf uns zu?




Der Code 0 hat sich mittlerweile voll ausgerollt, ist nicht zu bändigen und zerfetzt an der Saling. Obwohl wir umdrehen, um die Marina Roccella zu erreichen, dreht der Wind mit uns und wir bekommen Wind und Welle voll auf den Bug. Der Wind erreicht fast 40 kn Spitzengeschwindigkeit, die Fetzen des Code 0 schlagen wie wild, aber wir müssen zurück nach Roccella, fahren an der Bucht vorbei, wo wir letzte Nacht noch geankert haben und erreichen nach 8 Stunden endlich die ruhige Marina. Ein Schritt vor und zwei zurück!

Gott sei Dank überwintert dort eine Segelfreundin, die unser Missgeschick mitbekommen hat, aus Wien telefonisch Kontakt zu mir aufnimmt und uns über deren Nachbarn vor Ort Liegeplatz und Anlegehilfe organisiert. Es ist nämlich Sonntag und da ist die Marina nicht geöffnet. Erlebe ich auch das erste mal. Herzlichen Dank Barbara!

11. April

Der kaputte Code 0 muss runter, aber ich gehe mit meiner Höhenangst keinesfalls in den Mast. Wieder hilft Barbara und organisiert einen Nachbarn, der in den Mast steigt. Sie hätte es auch selbst gemacht, kommt aber erst morgen dazu und da wollen wir schon weiter. Zwischenzeitig mache ich die Versicherungsmeldung und hoffe, dass diese auch den Schaden bezahlt.

Am Abend kommt Barbara dann selbst aus Wien an und wir treffen die ganze Wintercommunity im Aufenthaltsraum der Marina zu einem feuchtfröhlichen Abend. Jeder bringt Essen und Getränke mit. Neben uns Österreichern treffen wir Deutsche, Schweizer, Franzosen und Holländer, die den berüchtigten Golf schon mehrmals überquert und unsere Fahrt als einziger Segler in der Gegend über die App "vesselfinder" verfolgt haben.

Zum Golf gibt er sogar ein italienisches Sprichwort: "Golfo di squillance dove il mare non tace-Der Golf von Squillance, wo das Meer nicht schweigt".

Giudo, der Schweizer, hat ein Video aufgenommen, wie wir vor der Marina noch gegen die Welle kämpfen, auch unter Motor den Bug nicht durch den Wind bekommen und zweimal zu einer Q-Wende abfallen müssen, um auf Kurs zu bleiben.


Er geht heuer auch nach Griechenland und wir hoffen ihn und seine Frau dort wieder zu treffen.

Barbara und ihr Mann Wolfgang gehen in die andere Richtung und setzen ihre Weltumsegelung auf der Pink Pengiun fort. Aber wer weiß, vielleicht treffen wir uns im Winter auf Landurlaub in Wien wieder, bevor diese Abenteurer mit ihrem Landrover, wie schon so oft, durch die wilden rumänischen Karpaten touren.

12. April

Nach einem Tankstopp in der Marina brechen wir wieder auf. Das Wetter hat sich deutlich beruhigt und wir wollen endlich diesen verdammten Golf überqueren. War es vor 2 Tagen zu viel Wind, gibt es heute totale Flaute und wir müssen die ganze Strecke den Motor benutzen. Kurz vor Crotone werfen wir schließlich den Anker.




Am nächsten Tag das gleiche und wir motoren weiter bis Punta Alice, von wo wir dann endlich über den Golf von Tarent nach Apulien übersetzen wollen.



Damit verlassen wir auch die kalabrische Küste, die uns sehr gefallen hat. Die langen Sandstrände vor dem Hintergrund der grünen Berge hat einen besonderen Reiz. Kaum eine Hotelanlage stört den Blick auf die schöne Landschaft. Allerdings müssen wir auch zugeben, dass wir nur die Küstenabschnitte im Westen und Süden kennen und nicht das Landesinnere. Wer Massentourismus meiden möchte und Einsamkeit sucht ist hier gut aufgehoben.

Für Segler kann die Küste aber sehr unangenehm werden, wie wir auch selbst erlebt haben. nach Süden gibt es keine geschützten Ankerbuchten und nur in Roccella eine einzige Marina, in der man Schutz suchen kann.

14. April

Nach 8 Std motorsegeln erreichen wir Gallipoli in Apulien. Der Ankert fällt direkt vor der reizenden Altstadt, in der wir zumindest einen Tag verbringen wollen bevor es weiter geht.








Nach 2 Tagen verlassen wir Gallipoli bei trübem Wetter und zu wenig Wind mit Ziel Leuca

Damit sind wir am Ende der westliche Küste Apuliens angekommen.

Wir finden die Westküste nicht besonders spannend. Auch der als die "Malediven Apuliens" bekannte Abschnitt kurz vor Leuca hat bestenfalls das flache Wasser mit den Malediven gemein.

Santa Maria di Leuca (Googlemaps)

Leuca ist offensichtlich die Sommerresidenz vieler vermögender Italiener, Unzählige Villen aus dem 19 Jhdt. säumen die Strandpromenade und die Straßen dahinter. Das Wetter hält uns über den Ostersonntag hinaus im Ort. Die Marina liegt direkt an der Promenade und ist mit € 35/Nach außergewöhnlich günstig.






Am Dienstag ist das schöne Wetter zurück und wir verlassen den Ort und um nach 

Otranto (Googlemaps)

zu segeln, das wir nach 8 Std. erreichen. Wir suchen einen Platz in der kleinen aus 2 Stegen bestehenden Marina, werden aber auf nächsten Tag vertröstet und so ankern wir als einziger Segler vor der historischen Stadt im schönen Hafen, der uns gut vor dem Südwind schützt,

Es ist wieder eine Schlechtwetterfront vom Süden unterwegs und Freitagnacht soll es zwischen 25 und 40 kn Wind aus Süden geben. Aber auch am nächsten Tag gibt es keinen Platz in der Marina und so richten wir auf das Abwettern vor Anker ein. Auf 3 Meter Tiefe legen wir die ganze 60 Meter Kette aus, die sich gut im Sand eingräbt und zwei unabhängige Ankeralarme werden eingerichtet.

Mittwoch ist es noch windstill und wir habe Zeit die Altstadt zu besichtigen.








Wir wissen zwar, dass wir gut geschützt liegen, trotzdem begleitet uns am Donnerstag ein flaues Gefühl. Im Wetterbericht wird sogar eine Sturmwarnung ausgesprochen. Den ganzen Tag beobachten wir immer wieder den Wetterforecast unterschiedlicher Wettermodelle und vergleichen die aktuelle Lage.

Wir merken doch, dass der Wind in der geschützten Bucht den ganzen Tag über deutlich geringer ist als als am Meer vor Otranto und gehen etwas entspannter in die Nacht.

Mit einem Sundowner endet unsere Überfahrt und beginnt unsere Reise nach Griechenland.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Kommentare

  1. Super Bericht Fritz, danke! Bist halt doch auch ein Schriftsteller… Wir freuen uns schon auf Juni. Liebe Grüße und fair winds, Othmar

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  2. Interessanter Bericht, und der Turn zwischen Otranto und Corfu war ein tolles Erlebnis...auch kulinarisch Dank der Cristina !
    Marc

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  3. Antonina Rosensteiner14.08.22, 11:54

    Liebe Cristina, lieber Fritz,
    so schöne Reiseberichte und du beschreibt so interessant, dass man Lust bekommt zu segeln!

    Ich wünsche „Morgana“ und Ihrer Besatzung: allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel 🛥
    Liebe Grüße
    Tonja

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