Morgana einrichten, erste Trainings und eine Fast-Katastrophe

Samstag, 4. Mai 2019
Endlich ist es so weit und ich fliege nach Alicante, um die Morgana einzurichten.

4 Paletten Ware an Hausrat, technischer Ausrüstung, Kleidung... habe ich vorausgeschickt und warten darauf, verräumt zu werden.
Ich ahne noch nicht was mich alles erwarten wird.
Die 4 Paletten lagern bei den Marineros und ich beginne gleich Leiterwagen für Leiterwagen zur Morgana zu bringen. Erst morgen wird mir dann ein Klein-LKW zur Verfügung stehen.
Leider steht das Boot mit dem Bug zum Fingersteg, d.h. ich kann nicht wie üblich bequem von hinten rauf, sondern muss über eine mitgebrachte Seitenleiter die etwa 180 cm hohe Bordwand überwinden.

Die Ware schiebe ich auf das Bugnetz und dann ins Boot. So geht das zig mal hin- und her.

Gegen Abend dann noch zu Fuß in die Stadt, um ein paar Lebensmittel bei Mercardone zu kaufen. Dieser liefert auch direkt ans Boot, was natürlich speziell für die schweren Lebensmittel wie Mineralwasser und Bier sehr vorteilhaft ist.
Das Fahrrad ist leider noch nicht fahrbereit. Ich bin körperlich ziemlich am Ende. Habe etwa 1500 kcal in dieser ersten Runde verbraucht. Am Weg in die Stadt zum muss ich mich sogar einmal hinsetzen, weil ich so müde war. Zurück habe ich mir dann ein Taxi geleistet.
Geschlafen habe ich trotzdem schlecht; dazu war ich zu aufgeregt.

Sonntag, 5. Mai 2019
Ich gehe es nun etwas ruhiger an und verräume einmal den Rest und mache Inventur als Basis für den morgigen Einkauf.

Montag, 6. Mai
Nun führen aber die Marineros die Ware direkt zur Morgana. Trotzdem muss  ich noch über die Leiter aufs Boot. Ich traue mich noch nicht alleine das Boot zu wenden. Die Dimension von 12,6 x 7,5 m bin ich noch nicht gewohnt um alleine zu wenden und anzulegen.
Einer der Marineros baut mir das Rad zusammen und so bin ich wenigstens schneller in der Stadt.

Sonntag, 7. Mai 2019
Ich werde langsam fertig und es wird gemütlich. Am Abend wird der Griller eingeweiht und Jamie Cullum läuft über die Bordanlage.


Die nächsten Tag wird endgültig alles verräumt und ich versuche die Handwerker zu organisieren. Dabei ist mir Annie, meine englische Stegnachberin, eine große Hilfe. Sie wohnt seit 12 Jahren hier auf ihrem Boot und lebt davon, sich um andere Boote zu kümmern, wenn der Eigner nicht an Bord ist oder Neulinge wie mich zu unterstützen.
( Angel) Annie Lock

Wo werden im Laufe der kommenden zwei Wochen, ein Inverter und zusätzliche Steckdosen eingebaut, die Antenne für das Satelittentelefon installiert, sowie das Lazybag und die Genua repariert. Auch das Schattensegel für das Vordeck wird gemacht.

Dazwischen Haushalt und Wäsche waschen wie zu hause.

Ich stelle fest, dass einiges an Ware nicht angekommen und unerklärlich verschwunden ist.

Das Wetter ist die ganze Zeit traumhaft.

Sonntag, 12. Mai 2019
Gestern habe ich mit Alberto den Kat gedreht,  die Genua aufgezogen und das Hauptsegel überprüft.Heute erstes Kat-Training mit Alberto und das gleich bei 5-6 Bft. Der Wind war auch in der Marina so stark, dass wir nach dem Training gar nicht versucht haben in unserer Box anzulegen, sondern am Nachbarsteg längsseits gegangen sind.
Die kommenden beiden Tage waren dann mit 3 Bft angenehm zum Trainieren. Mache auch die ersten Reffs und dokumentiere das, damit ich das auch alleine trainieren kann.

Am Donnerstag erledige ich einige Einkäufe, kärchere das Boot gründlich, fülle Wasser nach und hole Cristina Nachmittag vom Flughafen ab. Freitag dann weitere Einkäufe mit Cristina bei El Corte Inglese, um den Hausrat zu vervollständigen. Auch hier wird alles direkt ans Boot geliefert.
Das Einkaufen gestaltet sich teilweise schwierig, weil die meisten Spanier  in Alicante kein oder nur sehr wenig Englisch sprechen. Mit Google Übersetzer funktioniert das dann doch einigermaßen - Google sei Dank!

Die Stadt gefällt uns extrem. Sehr schön und chillig.






Am Samstag den 18. und am Sonntag dann gemeinsam 2 lange Trainingstage mit Walter. Walter ist Schotte und pensionierter Lehrer, der auch einigermaßen Deutsch spricht. Alberto hatte nämlich keine Zeit. Mittlerweile beherrsche ich das Boot unter Motor bereits sehr gut. An- und Ablegemanöver sind kein Problem. Auch unter Segel bin ich mit Wende und Halse bereits ziemlich fit. Auch bei Cristina wird`s immer besser.  

Cristina und Walter


Donnerstag, 23. Mai 2019
Ja zum Trainieren war dann keine Zeit mehr und heute ist Cristina abgereist. Ich habe die neue Beschattung am Bug ausprobiert und montiert.

Mein W-Lan Drucker ist auch endlich eingerichtet.

Dienstag 21. Mai 2019
Ich bekomme Besuch au Österreich. Helga ist mit einer Freundin auf einer Spanienrundreise und hat ihren Besuch für heute angekündigt.



Mittwoch, 29. Mai 2019
Robert ist am 25. Mai eingetroffen. Die kommenden Tage haben wir dann gemeinsam unter Motor trainiert und verschiedene Dinge erledigt. Einkauf, Angellizenz organisieren, Besuch des Mercado central...



Auch das reparierte Lazybag wird wieder montiert und die Anoden über einen Taucher gewechselt.
Zuletzt wird dann auch noch die Antenne für das Satelittentelefon im Mast installiert.


Freitag 31. Mai 2019
Wir beschießen die Insel Tabarca, etwa 11 sm südlich von Alicante, anzulaufen und dabei das erst mal ohne Trainer zu segeln.
Funktioniert nur nicht, da die Segelmacher nach dem Anbringen des Lazybags die Reffleinen falsch am Baum befestigt haben, sodass das 3. Reff zu kurz war und wir das Großsegel nicht nach oben brachten. Also alles wieder runter und weiter unter Motor.



Samstag 1. Juni
Wir beschäftigen uns den ganzen Vormittag damit, die Reffleinen richtig zu setzten. Mangels Erfahrung dauert das aber. So gegen 13:00 haben wir es endlich geschafft. Irgendwas passt immer noch nicht ganz in der Spannung des Unterlieks, aber das soll dann der Trainer lösen.
Wir aktivieren und checken die Funktionsfähigkeit des Beiboots. Leider ist der Stöpsel nicht eingesteckt und das Boot hat kein Rückschlagventil. Mit dem 10 PS Motor ist es sehr schwer und ohne Seilzug und Winde nicht zu heben. Sofort ist Wasser im Beiboot. Weder vom Wasser noch vom Boot kommt man aber so ohne weiteres an das Ventil ran. Letztlich finden wir doch eine Lösung.. Wenn man sich auf die Davits (Aufhängevorrichtung für das Beiboot) legt, dann erreicht man auch das Ventil. Immerhin wollen wir morgen mit dem Trainer nach Mallorca übersetzen und Roberts Freundin Sissy in Palma aufnehmen. Es sollte aber ganz anders kommen.

Mittwoch, 5. Juni 2019
Die letzten Tage waren ein Horror. Am Sonntag wollten wir von Tabarca zurücksegeln. Als ich das Beiboot wieder liften will ist eine der Liftleinen so verdreht, dass ich nicht mehr liften kann Ich musste die Aufhängung durchschneiden, das Boot an eine lange Leine nehmen und nachziehen. Etwa um 17:00 sind wir dann los, haben das Boot in den Wind gestellt und begannen das Groß zu setzen. Dabei ist wieder einmal der STB (rechte) Drive ausgekuppelt. Das ist schon öfter passiert. Mit einem kurzen kräftigen Gasstoß gelang es dann immer wieder einzukuppeln.
Diesmal nicht.
Während ich versuchte einmal im Vorwärtsgang und dann im Rückwärtsgang ein Einkuppeln zu erreichen, hat sich mittlerweile das Beiboot von hinten auf die Morgana zubewegt. Plötzlich kuppelt der Drive bei starkem Gas ein und der Propeller fasst die Beibootleine und trennt diese ab.
Der rechte Motor stirbt ab und das Beiboot treibt ab. Ich hole es zurück und binde es erneut fest. Jetzt ist Zeit, dass ich tauche, um den Antrieb von der Leine zu befreien. Grundsätzlich ist das Fangen einer Leine nichts Tragisches und passiert jedem immer wieder mal.
Dann hat aber der Bilgealarm angeschlagen und ich habe nachgesehen was los ist. Was dann geschah war unvorstellbar und niemand konnte sich bisher diese gewaltige Kraft vorstellen. Das Wasser kam sehr schnell herein und ich wusste nicht woher.
Sofort habe ich einen Emergency Call abgesetzt. Die Guardia Civil hat sich gemeldet und hat ein Kommen innerhalb von 30 Minuten zugesagt.

Mittlerweile haben wir bereits zu schöpfen begonnen und wussten immer noch nicht woher das Wasser wirklich kam. Mit der Guardia Civil stiegen zwei Polizisten über und wir hatten endlich Zeit das Leck zu suchen,  während zwei von uns weitere Eimer für Eimer schöpften.

Es kam aus einem Leck im Motorraum. Wir hatten keine Chance dieses zu stopfen, weil es zu groß war. Die Leine hat offensichtlich den Saildraive so beschädigt, dass dort ein großes Leck entstand. Der am Boot befestigte Leinenrest hat sich über die Bootkante 5 cm in das GFK rein gearbeitet!

Normalerweise eigentlich unmöglich.

Die Polizei alarmierte dann über Funk die Werft in Alicante. Es war ja Sonntag und außer der Security war niemand anwesend. Mit dem BB Motor sind wird dann noch drei Stunden mit etwa 4 kn bis in die Werft gefahren. Dort hat man uns bereits gewartet und sofort Tauchpumpen hereingehängt. Wir hatte bereits eine ziemliche Krängung und das Wasser stand in der rechten Kufe bereits auf der Höhe des Toilettendeckels. Als das Leck weiterhin nicht von innen nicht geschlossen werden konnte hat man auch noch einen Taucher organisiert. Um 2 Uhr morgens war es endlich abgedichtet.






Am nächsten Tag wurden wir dann herausgehoben. Annie war bereits da und hat sich sofort um alles gekümmert. Mechaniker und Elektriker organisiert, mitgeholfen beim Trockenlegen, Wäsche in die Wäscherei gebracht…
Ohne sie wäre das schlimm gewesen.
Jeder Mechaniker hätte mich vertröstet, weil hier jeder Hochsaison ist. Aber mit Ihren Kontakten und Charme standen diese auch noch am Vormittag da und haben begonnen den Schaden festzustellen.

Wir hatte riesiges Glück und sind erleichtert das hinter uns zu haben. Persönlich waren wir nie gefährdet, aber der Kat wäre ohne Hilfe der Polizei weitgehend untergegangen.
Mein Unglück ist sogar in der spanischen Presse gelandet.
https://www.elmundo.es/comunidad-valenciana/alicante/2019/06/03/5cf54b9afdddff792a8b4597.html?fbclid=IwAR2N_aKlATWJh45mOwJhX2ryDJdrSZNNLGeNnJhHJhA06arLhLvXtROxLiI.

Zwei Tageszeitungen haben darüber berichtet.

Robert ist dann heute Nachmittag abgereist, um Sissy in Palma zu treffen und den Urlaub neu zu organisieren, denn es war klar: hier kommen wir so schnell nicht mehr weg.
Das Boot ist ein einziger Saustall und außen voller schwarzer Schmiere von den Werftarbeitern. Gestern und heute habe ich das aber hinbekommen und nur mein ein kleine Fläche beim Steuerstand und um den Motorraum ist verdreckt bis die Arbeiten abgeschlossen sind.

Donnerstag, 6.Juni 2019
Mittlerweile ist auch der Umfang des Schadens klar und keiner versteht warum dieser so groß ist. Die Aufhängung des Drives ist gebrochen und hat auch an der Motorhalterung einen Schaden angerichtet.
Das Wasser in der rechten Kufe stand bis zu Höhe des Toilettendeckels. Batterien, die ganze Elektrik und die etwas niedrigeren in Läden verstaute Kleidung sind durchnässt. Der erst Kostenvoranschlag liegt nun auch schon vor.
Alleine die Elektrik wieder herzustellen wird € 5600 kosten. Gott seid Dank bin ich vollkaskoversichert.
Die Mechaniker und auch ich gehen davon aus, dass mein Vorgänger schon einmal Grundberührung hatte und der Drive bereits angeschlagen war, sodass es nur mehr einer Kleinigkeit bedurfte, dies Katastrophe auszulösen.
Was man derzeit noch nicht abschätzen kann ist der Schaden an den Möbeln.
Am Freitag wird dann der Gutachter der Versicherung kommen.





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