Von Malta nach Pantelleria und retour


Wir beenden die Saison 2021 mit einem letzten großen Törn von Malta nach Pantelleria.

In Marsalform auf Gozo ergänzen wir noch unsere Vorräte und sind wieder einmal überrascht, wie rückständig er Lebensmittelhandel auf Malta ist.

Wir fühlen uns in die 50er-Jahre zurückversetzt, als in wir in einem Mini-Supermarkt einkaufen, der eigentlich mehr eine große Garage ist. Die Auswahl ist miserabel. Jeder einzelne Artikel wird mit der Hand aufgeschrieben und manuell addiert. Allerdings könnte ich auch jederzeit mit Karte bezahlen. Das habe ich gar nicht mehr erwartet. Um den Stil nicht zu brechen habe ich bar bevorzugt. 



Gott sei Dank finden wir in der Nähe noch einen Gemüsestand mit brauchbarer Qualität. Bis Pantelleria sollten die Vorräte nun reichen.

Am Abend vor der geplanten Überfahrt liegen wir bereits an der Westküste von Gozo. Am gleichen Abend stürze ich beim Fotografieren allerdings ziemlich schwer und hole mir eine schmerzhafte Rippenprellung. Ich kann mich kaum bewegen.

Aus momentaner Sicht ist eine Überfahrt nicht gerade ratsam.

Am nächsten Morgen verlassen wir Gozo daher wieder Richtung Malta und lassen in der Crystal Lagoon auf den Insel Camino den Anker fallen. Mit Schmerztabletten wird es im Laufe des Tages immer erträglicher und wir beschließen noch am Nachmittag die Überfahrt nach Pantelleria zu starten. Wird schon irgendwie gehen.

Wir habe günstigen Ostwind und der Code 0 zieht uns mit voller Kraft nach NW. 

So segeln wir in den Abend hinein, machen ziemliche Fahrt und erreichen am nächsten Tag nach 22 Stunden zu Mittag Pantelleria. 




Pantelleria - die Tochter der Winde

"Pantelleria ist eine italienische Insel im Mittelmeer südwestlich von Sizilien. Sie bildet mit einigen vorgelagerten Felsen die Gemeinde Pantelleria mit 7683 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) im sizilianischen Freien Gemeindekonsortium Trapani. Die Phönizier nannten die Insel Hiranin, die Punier Cossyra. Der Name Pantelleria stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Tochter der Winde“ (بنت الأرياح / Bint al-aryāḥ)."

Als erstes laufen wir Scauri an der Westküste an. Für die Nacht ist allerdings ziemlicher Schwell angesagt und wir beschließen daher an die Nordküste zu gehen. Im Hafen von Pantelleria wollen wir geschützt ankern, aber die Polizei verjagt uns, weil wir der Fähre im Weg liegen. Also ankern wir um und finden unseren Platz gleich außerhalb.

Wir haben zwei Nächte in der Marina (Porto Vecchio) gebucht, um einzukaufen und die Insel zu erkunden..

Am nächsten Morgen verlegen wir uns daher in die Marina. (Google Maps)

Man merkt, dass man wieder in Italien unterwegs ist. Nur wenige sprechen gebrochen Englisch. Als ich am Morgen den Marinaboss anrufe, um zu klären ob ich schon einlaufen kann, sagt er nur "no place". Ich denke, ich höre schlecht. Der Platz ist seit Tagen gebucht. Ein mit dem Marinaboss befreundeter Skipper eines Ausflugbootes hört den Funkverkehr mit, kommt mit seinem Boot zu uns und erklärt uns, dass wir jederzeit einfahren können. Er hat seinem Freund Benedetto meinen Funkverkehr übersetzt.

Also am besten nicht reden sondern schreiben, dann kann man das in Ruhe im Google übersetzen lassen und es gibt keine Missverständnisse.

Vor dem alten Kastell wird uns ein Platz zugewiesen. Neben uns liegt ein spanisches Segelboot, das gerade Kanister um Kanister Diesel nachfüllt, um am nächsten Morgen abzureisen. Jeder Kanister muss von der Tankstelle geholt werden. Da lobe ich mir meine Morgana mit 700 lt Dieseltank. Mehr als genug, um mit vollem Tank und 2 Motoren 200 Std. oder 1000 sm zu fahren.






Den ersten Tag nutzen wir zum Einkaufen und Boot putzen.






Im Hafen sind wir nun der einzige auswärtige Segler und auch rundherum werden wir die nächsten Tage keine weiteren mehr sehen.

Die Stadt selbst bietet wenig. Ein paar Restaurants und Cafebars, Ein paar kleine Supermärkte, ein Bäcker, ein Gemüsegeschäft und ein Fleischer. Fisch finden wir leider nirgends.

Den zweiten Tag unternehmen wir eine Inselrundfahrt. Wir mieten einen alten klapprigen Fiat um € 30/Tag. Ein Roller hätte auch € 15 gekostet, aber Cristina bevorzug eben 4 Räder.

An der Nordküste ist unser erstes Ziel der "Lago di Venere". Ein seichter Süßwassersee mit smaragdgrünem Wasser, in dem man auch Schlammbäder machen kann
 In einer Taverne machen wir Rast, um mal ein Bier zu trinken. Es ist 11.30 und wir überlegen gleich auch hier zu essen. Die Speisekarte kling vielversprechend. Allerdings wir die Küche nicht vor 12:30 geöffnet. 






Was solls! Die Stimmung und die Atmosphäre sind chillig. Wir hätten zwischenzeitig auch um den kleinen See wandern können. Aber die Sonne brennt gnadenlos. Wir bevorzugen die schattige Taverne und verkürzen uns die Zeit mit einem weiteren Bier.

Als es endlich soweit ist, dass die Küche öffnet werden wir enttäuscht. Alles was wir probieren wollten gibt es erst am Abend. Dafür wollten wir nicht solange warten, aber der Hunger ist groß und so geben wir uns mit Frutti die Mare Salat zufrieden, der aber wirklich köstlich ist. Selbstverständlich zu Abrundung mit ein Glas ausgezeichneten trockenen Wein. Oder waren es zwei?

Weiter geht's an der Westküste. Immer wieder bleiben wir stehen um Fotos zu schießen. Letztlich erreichen wir die Punta dell' Arco und blicken auf den berühmten Elefantenfelsen.








Bereits die Herfahrt war bezaubernd. Pantelleria erinnert uns in seiner Wildheit und den grünen Terrassenfeldern immer wieder an die Insel La Gomera auf den Kanaren. Nur ist der Fremdenverkehr hier noch weniger. Es gibt keine Strände, sondern bestenfalls glatte Felsvorsprünge, wo man ins Meer und sonnen kann. Im Landesinnere findet sich auch der eine oder andere Club.

Alles ist im arabisch beeinflussten Stil überwiegend aus dunklem Basalt erbaut. Die Kuppeldächer sind allesamt weiß gekalkt. Dezent und unauffällig.

Über das Landesinnere geht es dann zurück in die Stadt. Immer wieder treffen wir auf Weingärten, die allerdings nicht in Hochkultur gezogen sind. Auch da fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.












Am nächsten Morgen verlassen wir die Stadt, um an der märchenhaften Nordküste die letzten Tag zu verbringen bevor es zurück nach Malta geht.

Zuerst ankern wir in der Cala Tramontana.
Wie vorhergesagt frischt der NW Wind am Abend deutlich auf, aber wir fühlen uns durch die Landabdeckung einigermaßen geschützt. Um 1:00 schlägt plötzlich der Ankeralarm an. Also raus aus den Federn.

Wir liegen knapp an Land und ich beschließe den Anker zu heben und bei völliger Dunkelheit in die nächste Bucht zu wechseln und neu zu ankern. Dank Plotter aber kein Problem. Ich bin aber gezwungen auf 18 m Tiefe zu ankern und kann nur die 3 fache Kettenlänge rauslassen. Normalerweise ankere ich mit mehr Kette.
Nach einem Manöverschluck und Neujustierung des Ankeralarm geht’s wieder ins Bett. Wir schaukeln kräftig. Mittlerweile blasen 6 bft in die Bucht.

Kaum eingeschlafen wieder Alarm. Also wieder raus. GsD aber nur ein Fehlalarm. Der Anker
 hält perfekt.

Etwas geschafft von der Nacht starten wir nun die 24 Std Überfahrt nach Malta. Ein letzter Blick auf die Cala Levante macht den Abschied etwas schwer. Bis auf die letzte Nacht waren das sehr entspannte Tage auf Pantelleria






Die Überfahrt ist traumhaft.

Einmal den Kurs und den Code 0 gesetzt (mittlerweile mein absolutes Lieblingssegel) segeln wir 20 Stunden durch und erreichen nach 120 sm am nächsten Morgen wieder die Crystal Bucht auf Camino





verlassen diese aber bald, um die letzten Tage dieser Saison in der I Hofra zu verbringen.

Am Weg dorthin kündigt der erste kurze Regen seit 6 Monaten Herbst und Winter an.

Noch einmal Ruhe, Sonne und schwimmen im 27 Grad warmen Wasser, bevor wir für die nächsten 6 Monate nach Valletta in die Roland Marina gehen.



Von hier aus werden wir dann Malta und Sizilien im Landesinneren bereisen, bevor wir nächsten Frühling unsere Reise am Meer fortsetzen.

Aber das ist eine andere Geschichte.







Kommentare

  1. Vielen Dank für Deine schönen Impressionen und weiterhin eine handvoll Wasser unter dem Kiel..LG Micha

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