Was kostet das Leben auf einer Yacht?



Auch eine Frage, die immer wieder gestellt wird und schwer zu beantworten ist. Im Wesentlichen hängt es davon ab:

  • Größe und Art des Bootes (Motor, Segel oder Katamaran)
  • technische Ausstattung und Pflege
  • handwerkliche Fähigkeiten des Eigners
  • Qualität der Handwerker
  • Revier
  • Liegeplatzgebühren
  • Lebt man praktisch am Boot oder nur ein paar Wochen im Jahr.
  • und nicht zuletzt der Wiederverkaufswert
Ich führe seit 30 Jahren genaue Aufzeichnungen für drei Boote, die ich habe oder besessen habe. Davon waren zwei Motorboote und mein jetziges - ein Segel-Katamaran.

Größe des Bootes:
Meine Boote waren alle zwischen 10 und 12,5 m lang und wurden jeweils im Alter zwischen 6 und 10 Jahren gebraucht gekauft.
Es gibt eine allgemeine Faustregel, dass ein Boot jährlich 10 % des Neupreises incl Wertverlust kostet. Für den Wertverlust kann man in den ersten 5 Jahren einen Neubootes etwa 15 % und in den Folgejahren etwa 7 % pa. vom fallenden Betrag rechnen.
Das ist +/- zumindest eine grobe Orientierung.
Die Größe beeinflusst auch die Liegegebühren beträchtlich. Alleine beim Katamaran liegen die Liegegebühren je nach Marina und Revier zwischen 50 % und 100 % höher als bei einem Einrümpfer - gleich ob Motor oder Segel.

Technische Ausstattung und Pflege:
Erfahrene Bauwasser- und Fahrtensegler folgen dem Grundsatz KIS - keep it simple. Je weniger komplizierte Technik, die gewartet oder repariert werden muss, umso günstiger. Natürlich stimmt das, aber wer will schon gerne auf Komfort verzichten, wenn man 10 Monate im Jahr am Boot lebt. Cristina und ich jedenfalls nicht. Ich muss aber dazu sagen, dass wir uns auch nur in Revieren bewege, die nicht abseits jeder professionellen technischen Versorgung liegen - also im europäischen Raum.
Mein erstes Boot hatte nur einen Motor; die anderen 2 Motoren und damit doppelte Servicekosten für die Motoren, aber auch doppelte Sicherheit, falls ein Motor ausfällt. Und das passiert immer wieder.
Und hier gibt es unzählige Kostenfresser.
Beginnen wir mit den Investitionen. Ich rede von Investitionen, wenn ich davon ausgehen kann, dass die Grundinvestition bei ordentlicher Wartung zumindest 5 Jahr hält. Alles darunter sind für mich Wartung und Reparatur. So wie bei einem Auto erhöht aber auch nicht jede Investition den Wert. Was das ganze bringt weiß man erst, wenn man wieder verkauft, also den Wertverlust realisiert.
Ich habe alleine in den Katamaran, den ich gebraucht (BJ 2009) nach wochenlangen Verhandlungen 2019 um € 255.000 versteuert gekauft habe, innerhalb der letzten beiden Jahre € 117.000 zusätzlich in technische Verbesserungen, Sicherheit und Komfort investiert. Der Katamaran war nie im Charter, in einem ausgezeichneten Zustand und hinsichtlich Navigation und Sicherheit gut ausgestattet (Plotter, AIS, EPIRB, Rettungsinsel..)

Ich muss auch immer darauf hinweisen, dass ich selbst eine technische Niete bin. Für einen gewieften Handwerker wäre alles deutlich billiger gekommen.

Zugegeben, dass ist schon extrem, aber mir war das alles wichtig. Nur zur Orientierung eine vergleichbare neue Lagoon 42 kostete BJ 2018 versteuert rd. € 500.000. Da hat sie die Grundbesegelung und die wesentlichen Navigationsinstrumente für ein Charterschiff.
Um diese auf ein Ausstattungsniveau zum Leben an Bord und Fahrtensegeln zu bringen sind noch 30.000 bis 100.000 zu investieren.
 
Nur ein paar Beispiele der teuersten Investments in die Lagoon während der letzten beiden Jahre:

Watermaker incl Installation14.000
Solaranlage 900 WPS incl. Installation3.500
Lithiumbatterien 720 Amp5.600
Teil-Teakbedeckung6.000
Polsterbezüge in der Plicht neu3.000
Code 0 Segel3.000
Hausrat incl.
Icemaker, Brotbackmaschine...5.000
Kuchenbude5.400
Sonnenschutzvorhänge,- segel außen1.500
Beibootmotor neu1.500
Mobiler Generator1.500
Tiefkühltruhe1.100
                         
Dazu kommen unzählige Kleininvestitionen unter € 1000 wie, Fußtasten für Ankerbedienung, Ankerfernsteuerung vom Cockpit, Inverter 2800 KW, Fernseher, zusätzliche Steckdosen, Elektroheizung in allen Kajüten,  Teppiche, zusätzliche Halterungen außen (immer eine Hand am Boot), PC und Drucker, Deckenventilator, Heckanker mit Ankerleine, Satellitentelefon, Umbau einer Heckkabine zum Abstellraum, Verstärkung der Reeling, Deckpumpe ....
und Ersatzinvestitionen wie neue Vorhänge innen, neue bessere Rettungswesten, elektrische WC's, Gangway.....
Da der Umfang der Investitionen etwas sehr Individuelles ist, stelle ich in der Folge nur die laufenden Kosten zusammen.

DS JahreskostenBavaria 35 sportLagoon 420
Reisen vom und zum Boot1.5002.500
Treibstoff3.0001.500
Liegegebühren7.00012.000
Reparaturen/Wartung7.0009.000
Vollkaskoversicherung1.3002.300
Sonstiges1.5001.500


Gesamt pa ex Investitionen und Wertverlust21.30028.800


Zu ergänzen wäre, dass ich mit der Bavaria ca. 8 Wochen und etwa 400 sm und mit der Lagoon 7 Monate und 2000 sm pa. unterwegs war. Die Bavaria hatte einen Jahresliegeplatz und die Lagoon nur einen Winterliegeplatz. Die verhältnismäßig geringeren Liegegebühren der Lagoon liegen daran, dass wir unterwegs eigentlich kaum eine Marina nutzen, sondern überwiegend ankern, da wir alles an Bord haben. Die Lagoon ist weitgehend ausinvestiert, sodass die Kosten künftig auf Ersatzinvestitionen beschränkt werden können, die ich mit pa. € 2.000 schätze.

                     
         




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